2.8.17

Ein Tag wie eine Woche - 29. Pilgertag

Auf dem Oberschwäbischen Jakobsweg Ulm - Konstanz

von Ulm nach Oberdischingen 25km

Heute früh hat Erica Qi Gong gemacht. Auf der Wiese vor dem Feld. Da war der Rasen noch feucht, der Morgen schon Warm. Da habe ich mitgemacht. Es war sehr früh.


Oberdischingen, im Garten des Cursillo Hauses St. Jacob

Gestern Abend war der Abend rot, als die Sonne hinter dem Roggen verschwand und Gerda hat Märchen erzählt. Sie hat hunderte Märchen im Kopf. Es ist Sommerseminar im Cursillo Haus, St. Jacob in Oberdischingen, die Pilgerherberge hat eine große Bibliothek und schöne Räume, es gibt zu essen. Ich geselle mich zu der Gruppe. Für eine Nacht. Die Köchin kocht Lasagne. Sie ist freundlich. Man sitzt an langen Holztischen. 


"Ich heiße Ahmad", sage ich und komme mir komisch vor. Wie im Kindergarten, denke ich. Aber schön das es wie in der Kinderzeit ist. "Darf ich mitspielen?", denke ich und muss kichern. 

Im Keller holt man sich Getränke und steckt Geld in die Kasse. Tausend Geschichten aus vierzehn Mündern überfallen mich. Nicht immer höre ich zu. In den letzten Tagen habe ich nur mir selbst geredet und manchmal an gar nichts gedacht. Lustig, dass man an Garnichts denken kann. Denke ich.


Oberdischingen
Eine wundervolle Nacht. Ich kann lange nicht einschlafen. Früh auf der Terrasse des Haupthauses liegt das Gästebuch vor mir. Ich schreibe: "Ein Tag, wie eine Woche." Die Gruppe muß los. Gerda, die Märchenerzählerin steckt mir im Gehen einen Zettel zu. "Die griechischen Philosophen sind die besten.", sagt sie. Ich stecke ihn ungelesen in die Tasche und drücke sie. 

Viele Hände verabschieden sich. Der Zufall verbirgt die Bestimmung in sich. Ganz bestimmt. Dann wird es still, die Gruppe verschwindet, läuft aufgeweckt die Straße hinunter und nach Minuten höre ich nichts mehr, nur noch das Zirpen der Grillen, sitze am langen weiß gedeckten Tisch im Schatten der Morgensonne und esse ein Marmeladenbrot. Auch die Fliegen kosten von der aufgeweichten Butter. Die Köchin räumt ab, ich helfe ihr. Dann packe ich meinen sieben Sachen in dem kleinen Dachzimmer nebenan. Steige die knarrende Holztreppe hinunter schlage die Tür hinter mir zu. Ich bin glücklich.


Erst nach einigen Kilometern krame ich Gerdas Zettel aus der Hosentasche, bleibe stehen und lese.


Weise ist der Mensch,
der nicht den Dingen nachtrauert,
die er nicht besitzt,
sondern der Dinge sich erfreut,